“Am Feld ist Krieg”

Seit zwei Jahren fängt er Pässe für die TU Robots. Im Football, seiner großen Leidenschaft, steht für Philipp Voith besonders das Duell gegen sich selbst im Mittelpunkt. Aber auch Verletzungen, der Griff zum ersehnten Titel, sowie eine gewisse Rivalität lassen ihn nicht kalt…

von Bernd Dorner, 18.11.2023

Wie abgefuckt ist Football?

Football ist ein wahnsinnig cooler Sport, der für viele brutal erscheint, was ich aber ganz anders sehe. Football ist nicht so abgefuckt, wie man zuerst glaubt, wenn man es vielleicht mit Fußball oder Beachvolleyball vergleicht. Es ist zwar eine sehr körperbetonte Sportart, aber das Geile an ihr ist, dass jeder einzelne Schritt jedes einzelnen Spielers völlig durchdacht ist und tausendmal überlegt wurde. Es schaut zwar für Leute, die sich mit diesem Sport nicht auskennen, vielleicht aus wie ein wild gewordener Hühnerhaufen, es ist aber eigentlich das komplette Gegenteil davon.

Beim Football ist Körperkontakt nicht wegzudenken. Wie oft hast du dich schon verletzt?

Ich verletzte mich tatsächlich seltener als viele vielleicht anfangs vermuten würden. Nach jedem Spiel habe ich zwar immer wieder kleinere Wehwehchen, wie blaue Flecken oder Blasen oder so etwas. Verletzungen, die ich wirklich länger als eine Woche spüre, gibt es maximal ein bis zwei Mal pro Saison. Das sind dann so Sachen wie, wenn man richtig blöd umknöchelt, ein Band stark überdehnt, Zerrungen oder Kapselrisse. Diese führen dann dazu, dass ich beim nächsten Training dann halt nicht mehr Vollgas mit der Mannschaft trainieren kann, was mich manchmal echt ankotzt, aber so ist es halt. Sowas trägt halt der Sport generell mit sich mit, dass muss einem schon bewusst sein.

Was waren deine schlimmsten Verletzungen?

Eine der schlimmsten Verletzungen, war am Ringfinger. Ich wollte dabei den Ball fangen und hab mich auch vollkommen auf das Fangen konzentriert. Währenddessen ist mir ein Gegenspieler seitlich dazwischen gesprungen, was ich halt nicht bemerkt habe. Er hat meinen Finger seitlich erwischt, dadurch hat sich das Ganze etwas überdehnt und schwuppdiwupp, steht der Finger komisch weg. Der Finger hat halt echt 90 Grad in eine falsche Richtung geschaut. Die Fingerkapsel war dann natürlich komplett hinüber. Ich bin danach zu unserem Coach gerannt, der mir den Finger wieder eingerenkt hat, aber sowas spürt man dann schon etwas länger. Die andere wirklich längerfristige Verletzung ist schon wieder ein paar Jahre her. Da ging es um eine Absplitterung im Gelenk vom rechten Mittelfinger. Also, wenn man sich ein Knochengelenk vorstellt: Gelenkspfanne oben dann das Gegenstück dazu, von dem einfach mal die Hälfte des Randes abgebrochen ist. Das ist dann echt schmerzhaft. Solche Verletzungen schränken einen dann schon für eine gewisse Zeit ein bisschen ein, was manchmal echt nerven kann. Ich kann von Glück reden, dass bei mir bisher noch keine richtig argen Verletzungen dabei waren. Andere Mitspieler von mir haben sich schon öfter mal das Kreuzband gerissen. Eine besonders empfindliche Position dafür scheint der Running Back (der Ballläufer, Anm.) zu sein. Da haben sich bei uns mal in einer Saison gleich zwei von vier Burschen das Kreuzband gerissen.

Hast du schon einmal das Geräusch eines brechenden Knochens oder Bänderrisses gehört?

Von einem Knochen habe ich das Geräusch noch nicht gehört und ich hoffe das bleibt auch so, denn ich glaube, wenn das einmal der Fall ist, wird es wahrscheinlich mein eigener sein. Das Geräusch selber stelle ich mir jetzt auch nicht unbedingt angenehm vor und hoffe, dass mir das ein Leben lang erspart bleibt. Einen Bänderriss habe ich tatsächlich schon einmal gehört.

Wie hört sich das an?

Das hört sich an wie ein extrem lautes Schnalzen. In einem vollen Stadion hörst du sowas selbstverständlich nicht, so laut ist es auch nicht. Aber am Trainingsfeld, wo dann doch einige Leute herumschreien oder irgendwie anders Lärm machen, ist es trotzdem zu hören, was mir immer wieder ein mulmiges Gefühl gibt.

Du spielst auf der Position des Wide Receivers, also auf Deutsch des Passempfängers. Dadurch rennst du öfter mal mit dem Ball in der Hand und hast sicher schon den ein oder anderen Hit eingesteckt. Wie sehr tut sowas weh?

Gar nicht mal so sehr. Man spürt natürlich einen Einschlag meistens gegen die Hüfte, der nicht unbedingt angenehm ist. Aber grad, wenn man durch effektives Training und viel Übung sich die Angst davor nimmt, weiß man wie man in so einen Tackle hineingeht. Bei mir ist es mittlerweile so, sobald der Hit kommt, spannt sich mein ganzer Körper komplett an, ich habe selber einiges an Wucht drauf und mehr Geschwindigkeit, mehr Velocity und mehr Kraft als früher, mit der ich in diesen Hit hineingehe, was den Schmerz um einiges reduziert. Man muss hier noch erwähnen, dass jeder Footballer eine Art Rüstung am Oberkörper trägt, bestehend aus den so genannten Shoulderpads und natürlich einem Helm, die das Ganze Gott sei Dank auch ein bisschen abfedern.

Philipp Voith (Nr. 10) mit einem Catch Credits: @ig_shots

Warum spielst du trotz all dem noch Football?

Football ist für mich eine unvergleichliche Sportart. Sie ist stark charakterbildend. Du erlernst Dinge, die im Leben unglaublich wertvoll sind. Ich rede von Sachen wie Disziplin oder Teamfähigkeit. Ein Footballteam steht und fällt mit jedem Mann, der am Feld steht. Es gibt im Football verschiedene Systeme und Taktiken, wie man ein Spiel angeht, aber wenn nur einer seinen Job nicht macht, versagt das ganze Team. Mental gesehen ist es zwar einerseits eine extreme Challenge, aber auf der anderen Seite auch eine echt gute Vorbereitung auf alles, was im Spiel noch so kommen könnte. Da spreche ich von kleinen verbalen Beschimpfungen, über Tackles während des Spiels, bis hin zu echten Raufereien, bei der auch gerne mal die Fäuste fliegen. Was ich noch dazu an Football so mag ist, dass es eine Sportart ist, die sehr offen tolerant ist. Es ist völlig irrelevant, ob du zum Beispiel groß und breit gebaut, oder eher der kleine, schmächtige, aber flinke Kerl bist. Auch unterschiedliche Mindsets sind für das Spiel extrem wichtig. Menschen, die blitzschnell etwas analysieren können, sind genauso wertvoll für das Team wie Sturköpfe, die einfach in eine Wand rennen wollen. Das mag im ersten Moment etwas absurd klingen, es ist aber sogar so, dass ein Team Spieler von jedem Körpertypen und Mindset braucht, die auf hohem Niveau performen, um echt erfolgreich zu sein. Und das ist das Schöne an diesem Sport, dass trotz all den Unterschieden am Ende jeder gebraucht wird und alle für ein gemeinsames Ziel arbeiten.

Philipp Voith gegen die WU Tigers Credits: @ig_shots

Hast du persönlich schonmal einen Streit am Feld gesehen oder mitgewirkt?

Mitgewirkt nicht, aber gesehen auf jeden Fall. Da gab es schon einiges, was ich erlebt habe. Es sind meistens Unsportlichkeiten, die viele Spieler zur Weißglut treiben oder zu hitzigen Diskussionen führen. Football ist eine sehr körperbetonte Sportart. Das führt dann dazu, dass es Spielern, die etwas „unfairer“ spielen, vereinfacht ihr nicht immer regelkonformes Spiel durchzuziehen. Es kann passieren, dass einem „nette“ Worte entgegengerufen werden. Andere Spieler springen einem absichtlich mit dem Knie voran in den Bauch. Footballspieler sind Menschen mit Emotionen, bei diesen Szenarien kann auch mal das Blut anfangen zu kochen.

Und wie gehst du dem Ganzen aus dem Weg?

Für mich persönlich liegt der Fokus voll und ganz auf meinem eigenen Spiel. Es steht mir zwar ein Spieler von dem Gegner gegenüber, den ich irgendwie auszutricksen versuche, aber am Ende bin ich immer selbst mein größter Gegenspieler. Ich spiele gegen meinen Kopf, ich spiele gegen meine Mentalität. Ich gegen mich. So lautet das größte Duell meines Spiels und meines Lebens. Ich bin mein bester Freund und gleichzeitig mein größter Feind. Ich konzentriere mich primär auf das Duell gegen mich und lasse das andere mit den besten Fähigkeiten, die ich aus mir rausholen kann, einfach laufen. Ich versuche gezielte Provokationen des Gegenspielers als Motivation zu nutzen, um ihn dann blöd dastehen zu lassen.

Und gab es schon Situationen, wo du gedacht hast „Dir hau ich jetzt eine rein“?

Also, diese Momente gibt es sehr, sehr oft. Gott sei Dank habe ich mich bisher immer zurückhalten können und habe daher diesen Gedanken nie in die Realität umgesetzt. Meine Reaktionen bzw. Antworten auf Provokationen habe ich immer im Rahmen des Regelwerks halten können. Es ist ein tolles Gefühl, wenn ich diesen Spieler, der mich provoziert hat, im nächsten Spielzug blocken darf. Je mehr ich provoziert wurde, umso intensiver ist der anstehende Block ausgefallen. Aber generell solche Situationen, wo die Emotionen fast am Überkochen sind, hat es in diesem Sport immer mal wieder gegeben und wird es auch weiterhin geben. Allerdings bin ich der Meinung, dass Streits am Footballfeld nie eine Lösung bringen werden, da sie schon etwas kindisch sind.

Emotionen haben auch viel mit Rivalitäten zu tun. Wie fühlt sich denn so ein Spiel gegen die WU Tigers an?

Die WU Tigers sind unsere Erzrivalen. Abseits vom Feld hat die WU auch echt nette Spieler dabei, das sind teilweise wirklich korrekte Jungs. Aber am Feld ist Krieg, Punkt. Am Feld geht’s nur um Sieg oder Niederlage. Nicht mehr, nicht weniger. Das macht diese Spiele besonders. Diese Rivalität kann man in Wien, wenn überhaupt nur mit der zwischen Rapid und der Wiener Austria vergleichen. Für uns als TU Robots ist ein Sieg und eine gute Leistung zu zeigen immer das Ziel. Gegen die WU Tigers zählt nur der Sieg. Egal ob schön erspielt, oder irgendwie die Zeit runter laufen lassen. Die Hauptsache ist, dass wir gewinnen und uns somit die Vorherrschaft in diesem Duell holen. Die Rivalität zwischen den beiden Universitäten ist einzigartig, weil es diese auch im Basketball, aber auch abseits der Sportarten gibt.

“Wir werden uns dieses Jahr die Krone aufsetzen.” Credits: @ig_shots

Ihr habt 2022 den Summer Bowl gegen die Uni Wien Emperors verloren. Was ist nach dem Spielende in dir vorgegangen?

Viele Emotionen haben mich übermannt. Ich kann mich erinnern, wie ich fast weinend zu einem Mitspieler gelaufen bin. Es ist einfach eine unfassbare Enttäuschung, wenn du vor 6000 Fans stehst und das Ding nicht nach Hause holst. Es waren dumme Fehler, die ich bzw. wir gemacht haben. Das Wertvolle an dieser Niederlage ist, dass wir viele Lehren ziehen konnten. Wir werden stärker zurückkommen und uns dieses Jahr die Krone des österreichischen Footballs aufsetzen.

Was meinst du mit „dumme Fehler“?

Es sind uns einige Kommunikationsfehler unterlaufen. Wir haben Trickplays trainiert, die dann nicht gut funktioniert haben. Wir konnten wenig saubere Tackles liefern. Es wurden viele Spielzüge nicht präzise ausgeführt. Es war beschissen, aber es wird nicht wieder vorkommen.

Wer wird dieses Jahr die härteste Nuss sein, die es zu knacken gilt?

Es haben sich alle Teams massiv weiterentwickelt. In den letzten Jahren waren die Uni Wien Emperors und die WU Tigers unsere stärksten Gegner. Dieses Jahr sind neue Teams dazugekommen, die noch schwer einzuschätzen sind. Heuer wird es sicher wieder einige spannende Spiele geben. Anfang Juni, also im Halbfinale, werden wir dann alle mehr erfahren. Es ist aber davon auszugehen, dass die WU Tigers und die Uni Wien Emperors gemeinsam mit uns zumindest mal im Halbfinale stehen werden.

Wem würdest du Football ans Herz legen?

Football ist eine Sportart, in der wahnsinnig viel Emotion drinnen ist. Es ist charakterbildend und leidenschaftlich geführt. Vor allem lernt man seine physischen und psychischen Grenzen kennen. Football ist eine Sportart für jeden Körpertypen von Groß und breit bis klein und schmächtig. Auch jedes Mindset ist von großer Bedeutung. Es werden intelligente Spieler benötigt, die Situationen in Windeseile analysieren können. Es werden aber auch Spieler benötigt, die anstatt Sachen zu analysieren lieber mit dem Kopf durch die Wand rennen wollen, im wahrsten Sinne des Wortes. Football steht für Offenheit. Football ist für alle.

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„Daheim nähe ich die Tauben eh wieder zusammen“

Egon Lauter mit einer seiner Brieftauben (Credit: Egon Lauter)

Bis zu einer Million für eine Brieftaube, Flugdistanzen um die 1000 Kilometer – das ist der Brieftaubensport. In Wien sind wir von Tauben umgeben, doch fast keiner denkt dabei an die Spitzenleistungen, zu denen die Tiere fähig sind. Einen Einblick in den durchaus harten Sport der Brieftauben gibt uns Egon Lauter, Brieftaubenzüchter aus Bad Pirawarth (Niederösterreich) und erster Obmann im Vorstand der Vereinigten Brieftaubenreisevereinigungen Wien, Niederösterreich und Burgenland. 

von Katharina Feigl, 4.1.2024

Wie viele Tauben haben Sie?

Jetzt habe ich genau 157.

Hat da jede Taube einen Namen?

Die Zuchttauben haben einen Namen. Einer aktiven Wettflugtaube gebe ich noch keinen Namen, erst wenn sie dann in den Zuchtschlag kommen. Sonst kränke ich mich, wenn es dann beispielsweise die Hanni bei einem Wettflug nicht mehr nach Hause schafft. 

Wie läuft ein Taubenrennen ab?

Freitag ist Einsatz. Das ist der Tag, wo man ins Vereinshaus geht und seine Tauben abgibt. Die werden dort registriert und kommen in eine Kiste. Dann kommt der LKW und fahrt zum Startpunkt, wo die Tauben am Samstag in der Früh ausgelassen werden, dem sogenannten Hochlass. Die Tauben fliegen von dort in den jeweiligen Heimatschlag zurück. 

Die zwei Taubenschläge im Garten von Egon Lauter
(Credit: Egon Lauter)

Zu Hause sitzen Sie aber nicht mit der Stoppuhr, oder?

Nein, das geht schon alles elektronisch. Das heißt, die Taube hat eine Chipring am Fuß. Beim Schlag gibt es dann eine Antenne und ein Computerkästchen, das die Taube registriert. Wenn sie daheim ankommt, muss sie sofort in den Schlag rein, weil wenn sie draußen sitzen bleibt, wird die Taube nicht registriert. Das ist mir auch schon passiert, das ist eine Katastrophe. 

Was macht einen Wettflug so brutal?

Bei jedem Wettflug gibt es Tauben, die es nicht mehr heimschaffen. Dass eine Taube sich verfliegt, das gibt es fast nicht. Das Problem sind die Raubvögel, hauptsächlich Wanderfalken. Da müssen die Tauben bei den Wettflügen halt durch. Eine gute Taube fliegt alleine. Und das ist für den Raubvogel ein gefundenes Fressen. Manche von ihnen schaffen es nach so einem Angriff noch nach Hause. Aber wie die heimkommen. Komplett aufgerissen, dass man sich nur denkt, wie kann das Viech überhaupt noch leben. Und komplett voller Blut. Bei einer Taube war der Kropf so aufgerissen, das sie keine Nahrung mehr aufnehmen konnte, weil alles wieder rausgeronnen ist. Ich nähe sie dann daheim eh wieder zusammen. Einer haltet die Taube, der andere desinfiziert die Wunde und näht. Ein Freund von mir ist Tierarzt, der hat mir das beigebracht.

Gibt es noch weitere Gefahren?

Neben den Raubvögeln sind auch noch Hochspannungsleitungen und Windräder eine Katastrophe. Da bin ich einmal im Auto gefahren und habe eine Scharr Tauben fliegen gesehen. Und auf einmal trennt sich diese Scharr. Die vorderen Tauben sind ausgewichen, aber die hinteren drei oder vier haben keine Chance mehr gehabt. Die sind voll in die Hochspannungsleitung reingeflogen und tot hinuntergefallen. 

Warum fliegt eine Taube bei einem Wettflug so schnell zurück?

Da gibt es verschiedene Motivierungsmethoden, zum Beispiel die Eifersuchtsmethode. Männchen und Weibchen werden getrennt gehalten. Am Abend vor dem Rennen lasse ich das Weiberl zum Männchen in den Schlag rein. Vor dem Rennen nimmt man dann das Männchen raus und der denkt sich: boah jetzt beeile ich mich, wenn ich heimkomme, ist meine Prinzessin daheim und wartet schon auf mich.  Wenn die zwei nicht so recht wollen, dann sperre ich einfach ein anderes Männchen zu seinem Weibchen. Dann ist er umso schneller wieder daheim nach einem Wettflug. 

Die Wettflüge werden oft als Tierquälerei bezeichnet, was entgegnen sie da?

Heutzutage gibt es immer mehr Tierschützer, das ist eh in Ordnung. Aber viele übertreiben halt. Sie beschweren sich oft, dass die armen Tauben ja so weit heimfliegen müssen und dass einige es gar nicht mehr nach Hause schaffen. Auch die Eifersuchtsmethode wird da häufig kritisiert. Die Tierschützer vermenschlichen einfach alles. Aber ich kenne meine Tauben. Eine Taube, die krank ist und die Leistung nicht erbringen kann, lasse ich auch nicht mitfliegen. Tauben sind wie Haustiere, die halt eine Leistung erbringen müssen. Sie brauchen diese Wettflüge einfach. 

Im Taubenschlag (Credit: Katharina Feigl)

Gibt es am Schluss eine Siegertaube?

In Österreich ist es so, dass die beständige Taube zählt. Das heißt, wenn ein Wettflug stattfindet, die ersten 33 % der gesetzten Tauben, die an dem Flug teilnehmen, machen einen Preis.

Wie viel bekommt man als Preisgeld?

In Österreich geht es um nichts, da geht es wenn dann um die Ehre. Aber in Deutschland, Belgien und Holland geht es teilweise um viel Geld. Früher hat es in Südafrika einen Taubenwettflug geben, da hat man eine Million gewinnen können. Bei uns im Verein bekommt der Sieger 20 Euro. 

Wie viel kostet eine Brieftaube?

Von geschenkt bis zu einer Million ist alles dabei. In Österreich sind die Wettbewerbe und die Zucht nur ein Hobby, aber in den klassischen Brieftaubenländern wie Belgien oder Holland können Taube echt teuer sein.

Tauben werden oft mit Krankheiten und Parasiten in Verbindung gebracht. Was ist dran an dem schlechten Image als „fliegende Ratten“?

Das bezieht sich nur auf die Stadttauben. Bei uns geht der Tierarzt ständig ein und aus. Wir Brieftaubenzüchter haben richtige Angst vor den Stadttauben. Die haben sehr viele Krankheiten, die ihnen aber selber nichts mehr machen. Ihre Körper sind einfach schon resistent dagegen. Wenn bei mir aber eine Stadttaube am Dach von meinem Taubenschlag sitzt, bin ich schon draußen. Wenn die in den Schlag reinkommt, dann sterben meine Brieftauben wie die Fliegen. Für die Menschen selbst sind die Stadttauben aber ungefährlich. 

Wie unterscheidet sich eine Brieftaube von den Stadttauben?

Das ist ein ganz ein großer Unterschied. Sie schauen zwar ähnlich aus aber die Brieftaube ist eine Taubenrasse, die sich durch ein sehr gutes Orientierungs- und Heimfindevermögen auszeichnet. Die Stadttauben haben das nicht. 

157 Brieftauben hat Egon Lauter derzeit (Credit: Katharina Feigl)

Ist das schlechte Image der Tauben also nicht gerechtfertigt?

Jein. Das kann man so und so sehen. Aber in den letzten Jahren passiert da viel Gutes. Die Tauben werden ja nur so verdammt, weil sie alles anscheißen und die scheißen nur deshalb so viel, weil sie nichts Gescheites zum Fressen finden. In vielen Städten machen sie jetzt Taubenschläge. Auch in Wien gibt es welche auf Dachböden. Die Tauben werden ordentlich gefüttert und auch eine Geburtenregelung ist möglich. Den Tauben werden die Eier weggenommen und es werden ihnen Plastikeier hineinlegen. Somit werden es automatisch weniger, aber sie sind auch gesünder.

Welche Distanzen fliegen Tauben bei einem Wettflug?

Früher hat es Wettflüge gegeben mit über 1000 Kilometer. Das gibt es heute nicht mehr.  Es geht heutzutage viel mehr alles auf Geschwindigkeit. Die Tauben können sich ihre Kraft nicht mehr so gut einteilen wie früher. Heute fliegt eine Taube nur mehr um die 600 Kilometer (Anmerkung: Luftlinie Wien Berlin beträgt rund 520km), dafür fliegt sie diese in einem Zug durch wie eine Geistesgesgestörte. Sie denkt gar nicht mehr darüber nach, dass der Körper vielleicht nicht mehr kann, sondern das Hirn sagt: wir fliegen heim. 

Jede Taube fliegt eine andere Distanz, wie wird das bewertet?

Jede Taube fliegt nach dem Start wieder zu ihrem Schlag zurück. Je nachdem wo man wohnt, sind die Flugstrecken unterschiedlich lang. Daher rechnet man die benötigte Zeit durch die geflogenen Kilometer. Es geht darum, wie viele Meter die Tauben in der Minute machen. Im Durchschnitt fliegen Tauben so um die 1400 bis 1500 Meter pro Minute. 

Was ist das ideale Taubenflugwetter?

Leicht bewölkter Himmel und windstill. Strahlend blauer Himmel ist nicht gut und Regen auch nicht. Darauf muss man bei einem Wettflug Rücksicht nehmen. Passt das Wetter nicht, schaffen es viele Tauben nicht mehr zurück nach Hause. Auch der Wind hat einen riesigen Einfluss auf den Wettflug. 

Welchen Einfluss hat der Wind?

Für die Tauben ist Rückenwind besser, da strengt sie sich wenig an. Wind ist gerade bei kurzen Wettflügen ein Problem. Die Tauben fliegen alle in unterschiedliche Richtungen heim. Die eine hat einen Rückenwind und die andere einen Gegenwind. Aber das ist halt ein ein Hobby, was in der freien Natur stattfindet und da kann man einfach nichts dagegen machen. 

Die Zuchttauben haben alle einen Namen (Credit: Egon Lauter)

Was ist besonders wichtig für die Tauben vor einem Wettbewerb?

Die werden ernährt wie ein Spitzensportler. Sie bekommen spezielle Mischungen, die leicht verdaulich sind, aber auch Kraft bringen, für die lange Reise. Da muss man aufpassen, dass man ihnen vor dem Wettflug kein Futter gibt, das durstig macht. Sonst müssen die Tauben während dem Wettbewerb zu einer Wasserstelle runterfliegen und dann hat man schon verloren. Wenn das passiert, hat man einen Fehler gemacht bei der Betreuung in der ganzen Woche davor. 

Wie orientieren sich Tauben?

Einerseits weiß man, wie sie sich orientieren, andererseits weiß man es aber auch nicht genau. Prinzipiell am Erdmagnetfeld, über den Geruch und nach der Sicht.    

Wie viele Wettflüge gibt es pro Jahr?

Zwischen zwölf und dreizehn Flüge pro Saison. Die Saison startet meist Ende April und dann fliegt man jedes Wochenende bis ungefähr August. Erster Bewerb ist in Amstetten, rund 110 Kilometer von Wien entfernt und die Distanzen steigern sich. Am Schluss fliegt man in Montabaur in Rheinland-Pfalz, 666 Kilometer bis Wien.

Wie schaut die Taubenrente aus?

Wenn sie als Renntauben gute Leistungen erbracht haben, kommen sie in den Zuchtschlag. Danach gebe ich ihnen das Gnadenbrot. Einige Tauben verkaufe ich aber auch. Getötet werden nur diejenigen, die verletzt sind. Die, die für die Rennen nicht gut genug sind, schaffen es bei einem Wettflug sowieso nicht heim. Früher oder später holt sie der Raubvogel. Tauben werden auch oft gegessen. Die schmecken echt gut. Wenn sie jetzt schon fünf Jahre geflogen sind, dann esse ich sie nicht mehr, weil dann bestehen sie nur mehr aus Muskeln. Ich darf da nur nicht wissen, dass ich gerade eine von meinen Tauben esse. 

In welchen Ländern gibt es Wettflüge?

Ganz Europa fliegt: Polen, Ungarn, Deutschland, Frankreich, Belgien, Tschechien. Wenn man auf das aufpasst, sieht man öfter auch Tauben fliegen. In Österreich ist der Brieftaubensport eher minimal.  Das liegt auch an der Geographie. Die, die in den Bergen wohnen, haben keine Chance mit Brieftauben. Da gibt es so viele Raubvögel. Problematisch wird es auch, wenn das Wetter nicht so gut ist und die bei einem Wettflug ins falsche Tal reinfliegen, dann sind die Tauben weg. Tauben fliegen, wenn das Wetter nicht schön ist, nicht über einen 2000er oder 3000er drüber. Die bleiben im Tal drinnen.

Hat der Brieftaubensport Zukunft?

Der Brieftaubensport in Österreich wird früher oder später aussterben. Das ist der natürliche Abgang. Die Alten sterben halt irgendwann und junge Menschen fangen kaum mehr mit dem Taubenzüchten an. In Österreich gibt es im Schnitt 10 Züchter pro Jahr weniger. Derzeit gibt es ungefähr 500 aktive Züchter. In Polen und Rumänien ist gerade Hochkonjunktur. Dort fangen immer mehr junge Menschen mit dem Brieftaubenzüchten an.

Genau wie bei den Pferden hat auch jede Taube einen Stammbaum:

Periode im Leistungssport- Tabu, Blut und Schmerzen

Besuch der roten Tante, Erdbeerwoche oder Periode: Frauen menstruieren. Das ist eine unbestreitbare Tatsache, die die Hälfte der Menschheit betrifft. Doch nach wie vor ist es nicht selbstverständlich, über die Menstruation offen zu reden. Auch im Leistungssport wird das Thema nach wie vor häufig tabuisiert.

von Katharina Feigl, 29. 11. 2023

Zwei Sportlerinnen teilen ihre Erfahrungen und berichten über Einschränkungen und Herausforderungen, die die Menstruation im Sport mit sich bringen:

(Credit: Laura Kloimwieder)

Laura Kloimwieder ist leidenschaftliche
Ausdauersportlerin und studiert
Sportwissenschaften an der Universität
in Wien.

Saskia Bisanz ist Leistungssportlerin. Sie spielt
Volleyball bei den Erzbergmadln Trofaiach/Eisenerz.

(Credit: Saskia Bisanz)

2024 und immer noch Tabu – welche Gefühle kommen da auf?

Laura Kloimwieder

Schon mal Panik gehabt, dass man einen Blutfleck durchsieht?

Laura Kloimwieder
Saskia Bisanz

Beeinflusst der Zyklus die sportliche Leistung?

Laura Kloimwieder

Trainierst du zyklusbasiert?

Laura Kloimwieder
Saskia Bisanz

Ist der Zyklus im Sportstudium ein Thema?

Laura Kloimwieder

Würdest du mit einem männlichen Trainer offen über Periodenschmerzen reden?

Laura Kloimwieder
Saskia Bisanz

Ist es bei Trainerinnen anders?

Laura Kloimwieder
Saskia Bisanz

Schon mal blöde Kommentare zu dem Thema gehört?

Laura Kloimwieder
Saskia Bisanz

Sind Verhütungsmittel bei dir im Leistungssport ein Thema?

Saskia Bisanz

Warum ist die Periode nach wie vor Tabu?

Laura Kloimwieder
Saskia Bisanz

Hat sich da in den letzten Jahren was verändert?

Laura Kloimwieder

Redest du mit Kolleginnen/Freundinnen über die Periode?

Laura Kloimwieder

Wie siehst du die mediale Berichterstattung zum Thema Menstruation im Sport?

Laura Kloimwieder
Saskia Bisanz

Vonwegen Wirtshaus-Sport: Vom Aufstieg des Armwrestlings

Armdrücken, das kennt wohl jeder. Was viele nicht wissen: das Kräftemessen, das viele aus der Schule oder dem Wirtshaus kennen, gibt es mittlerweile auch in professioneller Form. Auf YouTube erlebt Armdrücken seit Jahren einen Hype, und auch in Österreich gibt es seit vergangenem Jahr nun einen offiziellen Armwrestling-Verein. Grund genug, sich die Randsportart einmal näher anzusehen.

Unser Redakteur (rechts) neben dem Vereinsgründer und Armwrestling-Champion Martin Hentschel (links).
Fotocredit: Wiesinger

Wer glaubt, professionelles Armdrücken sei abgefuckt – vielleicht werden Erinnerungen an eigene Niederlagen auf der Schulbank oder im Wirtshaus wach -, der irrt gewaltig.

Warum? Das erklären die Vereinsobmänner vom ersten offiziellen Armwrestling-Verein in Österreich, Manuel Pospisil und Martin Hentschel von Armwrestling Austria.


Welche Tipps es gibt, sich den Arm nicht zu brechen und wie man es schafft, auch gegen Muskelpakete zu gewinnen:

Interview vom 10. Dezember 2023 mit Manuel Pospisil.

Etwas mehr über den Verein und wie ist es, nach zehn Jahren Pause wieder ins Armwrestling-Business einzusteigen, erzählt uns Armwrestling-Champion Martin Hentschel.

Wer die Stars der Armwrestling-Szene sind und wie man es als Schwergewichter schafft, Niederlagen gegen vermeintlich schwächere Gegner wegzustecken:

Interview vom 10. Dezember 2023 mit Martin Hentschel.