#kreißsaal
Geburt als individueller Balanceakt
Ein Text von Nicola Höpfl
Dauer: 15 min.
Kiara* ist in der 22. Woche schwanger. Bis zur Geburt dauert es noch fast doppelt so lange. Wenn sie an diesen Tag denkt, kommen bei Kiara Ängste und Sorgen hoch, aber auch Wünsche. Die werdende Mutter fühlt sich auf diese Ausnahmesituation nicht besonders gut vorbereitet. Das liegt auch an der Struktur des Systems, sagt sie im Interview.
Für Alina* sind Geburten keine Ausnahmesituation, sondern Alltag. Sie wird bald ihr Hebammen-Studium abschließen und arbeitet bereits in diesem Beruf. Als Geburtshelferin kann sie die Anliegen der werdenden Mutter nachvollziehen, sieht aber auch Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Denn das System ist alles andere als einfach. Das wird im zweiten Teil des Interviews besonders deutlich. Die Hebammenstudentin spricht darüber, wie sie das erste Mal Gewalt im Kreißsaal erlebt hat und warum es dazu kommt. Alina kritisiert das Berufsfeld, aber auch den Diskurs. Ergänzend zu dem Gesagten erklärt die Gynäkologin Viktoria Zwetzbacher Fachbegriffe und erläutert den Ablauf von Geburten.
Warum ist die Geburt in unserer Gesellschaft so ein Tabuthema?
Hebamme Alina: Das ist, weil die Frau immer noch als das untergeordnete Geschlecht angesehen wird. Frauengesundheit, Frauenrechte, die ganze Geburtshilfe. Alles, was zur Geburt dazu gehört oder auch dass eine Frau danach Probleme mit Inkontinenz oder ihren Geschlechtsorganen haben könnte, da reden wir als Gesellschaft nicht drüber. Das muss alles schön und hübsch und super sein.
Muss man als Hebamme Feministin sein?
Hebamme Alina: Wir haben ausreichend Beispiele, die es nicht sind, aber meiner Meinung nach müsste man das schon sein. Oft wird nur die Geburt an sich als Hebammerei betrachtet. Hinter dem Berufsbild steckt aber mehr als nur das. Auch mir war das nicht von Anfang an so bewusst. Eine Hebamme sollte aber auch die Frauen begleiten, sie unterstützen und empowern. So gesehen ist es eigentlich ein feministischer Beruf.
Wenn du zum Beispiel merkst, dass eine Frau Angst vor der Geburt hat, wie gehst du damit um?
Hebamme Alina: Oft treffe ich die Frauen zum ersten Mal im Kreißzimmer an. Wenn ich dann zum Beispiel am Gesichtsausdruck merke, dass eine Patientin total verkrampft ist, dass sie nicht loslassen kann und dass sie offensichtlich Angst hat, dann ist es oft schwierig, in der Situation, bei laufender Geburt oder kurz davor noch das Vertrauen zu gewinnen. Was man aber ad hoc tun kann, ist immer bei allem nach Einverständnis zu fragen.
Kiara, wenn du an die Geburt denkst: Welche Gefühle und Gedanken kommen da bei dir auf?
Kiara: In meinem Kopf trenne ich sehr stark zwischen der Geburt und der Phase danach. Was die Phase danach angeht: Da bin ich ziemlich selbstbewusst. Die Geburt hingegen…. Das ist ein heikles Thema bei mir. Ich hatte schon bevor ich schwanger war, irgendwie immer Angst davor. Ich habe zuerst geglaubt, ich will schauen, dass ich einen Kaiserschnitt bekomme. Inzwischen habe ich auch viel Schlimmes über Kaiserschnittgeburten gehört. Generell habe ich eines gelernt: Es gibt zu Allem Horrorgeschichten. Selten aber doch hört man aber auch, dass es relativ okay verläuft.
Hast du dich mit Blick auf das Organisatorische schon intensiver mit der Geburt auseinandergesetzt?
Kiara: Ich gehöre leider zu den Frauen, denen es gesundheitlich während der Schwangerschaft nicht so gut geht. Dadurch habe ich mich eher wenig damit beschäftigt, weil es auch für mich eine Belastung ist. Ich weiß, ich würde es gerne im Krankenhaus machen, keine Hausgeburt. Ob ich zum Beispiel eine Hebamme noch privat anfrage, da bin ich sehr hin und hergerissen.
Warum?
Kiara: Es gibt in jeder Disziplin, in jeder Wissenschaft, in jedem Thema verschiedene Schulen und verschiedene Zugänge mit verschiedenen Menschen. Und das ist einfach ein so extrem sensibles, intimes Thema, wo ich mir denke, eigentlich ist das für mich total wichtig, dass ich mir dann nicht von irgendwem reinreden lasse, der vielleicht total in die eine oder andere Richtung denkt. Andererseits muss ich sagen dadurch, dass es mir so schlecht gegangen ist die ganze Zeit, ist es für mich auch eine Belastung mich mit all dem zu beschäftigen. Ich google dann und lese gleich: ‚Hebamme klärt über diese und jene Komplikationen auf‘. Das ist mir gerade zu viel.
Alina, wie sehr achtest du darauf, dass du nicht beeinflusst, wenn du ein beratendes Gespräch mit einer schwangeren Frau führst? Schafft man das?
Hebamme Alina: Das ist die höchste Kunst. Der Qualitätsstandard, den wir in der Medizin haben wollen, ist, alle Pros und Contras zu bieten. Die Frau soll dann mit der Information, die sie hat, eine Entscheidung treffen, ohne dass man sie in eine Richtung leitet. Wenn man dann persönlich von etwas überzeugt ist, dann ist das nicht immer einfach. Am Ende ist es aber immer der Wille der Mutter, der zählt, aber dass die eigene Meinung durchkommt das kann natürlich trotzdem passieren.
Wie sehr das Aussprechen der eigenen Meinung gerechtfertigt ist, kommt wohl auch auf die wissenschaftliche Fundiertheit der persönlichen Ansicht der Hebamme an, nehme ich an.
Hebamme Alina: Ja, natürlich! Aber im Endeffekt darf ich der Frau trotzdem nichts aufzwingen. Wenn ich zum Beispiel schwangere Frauen betreue, die rauchen, dann ist meine Meinung ganz klar: Rauchen in der Schwangerschaft soll man unbedingt unterlassen. Wir haben die Daten und Studien, die zeigen, das beeinflusst das Baby und ist schädlich. Und trotzdem kann ich die Frau am Ende nicht zwingen, mit dem Rauchen aufzuhören, ich kann sie nur über die Folgen aufklären.
Wissenschaftlich fundierte Beratung zu erhalten findet auch die werdende Mutter Kiara wichtig. Kiara, was wünscht du dir noch?
Kiara: Es wäre schön, wenn es ein bisschen mehr System bei der Beratung gäbe. Dass man ein bisschen an der Hand genommen wird und mehr aufgeklärt wird. Irgendwie wird man ein bisschen allein gelassen. Es ist alles mit sehr viel Eigeninitiative verbunden und das kostet natürlich Zeit und eine Hebamme zum Beispiel kostet dann auch Geld. Ich würde mir da mehr Institutionalisierung wünschen- vielleicht wäre so ein verpflichtendes Gespräch wie bei einer OP nicht schlecht.
Alina, was denkst du als Hebamme darüber?
Hebamme Alina: Ich verstehe den Wunsch, aber es ist echt schwierig. Man muss das nämlich auch bewerkstelligen können, dass jede Frau das auch zur Verfügung gestellt bekommt und am Ende auch in Anspruch nimmt. Im Eltern-Kind-Pass gibt es zum Beispiel ein implementiertes Hebammengespräch. Das ist auch eine Kassenleistung. Ein großes Problem ist, dass viele Frauen gar nicht wissen, dass sie Anspruch darauf hätten. Ähnliches gilt auch für die Nachbetreuung nach der Geburt. Für die Nachbetreuung gibt es allerdings auch nicht genügend Kassenstellen, deswegen ist diese aus finanzieller Sicht nicht für alle zugänglich.
Ein weiteres Problem ist, dass beim Hebammengespräch nur eine Stunde Zeit ist. Und da solltest du über gesunde Ernährung und Sport in der Schwangerschaft, psychische Probleme, Vorstellungen und Ängste mit Blick auf Geburt und Wochenbett und vieles mehr sprechen. Wenn man bei dem Gespräch die Frau das erste Mal sieht und vielleicht das einzige Mal, da bezweifle ich, dass man sich da gleich so darauf einlassen kann, über Ängste zu sprechen, weil man nicht genug Zeit hat. Das heißt, mehrere Gespräche wären gut. Wenn man das im Kliniksystem implementiert und da eine Anlaufstelle schafft, wo man diese Gespräche führt, dann könnte man bestimmt viele Frauen besser auffangen in einem Netz.
Kiara, du hast vorher angesprochen, dass dir aufgefallen ist, beim Thema Geburt gibt es zu Allem Horrorgeschichten. Wie sehr vertraust du denn darauf, dass das medizinische Personal bei der Geburt an sich deine Grenzen respektiert?
Kiara: Ich habe keine negative Grundeinstellung. Also ich vertraue schon darauf, dass die wissen, was sie tun. Ich glaube, manchmal ist es nur ein Satz, der einem einfach mal gesagt hätte werden sollen und man würde mit bestimmten Situationen anders umgehen. Ich habe auch Dinge über heftige Fälle gelesen und gehört, aber ich glaube, das ist so individuell, dass ich da einfach mal grundsätzlich mit einer positiven Grundeinstellung herangehe und hoffe, dass alles gut laufen wird.
Freust du dich irgendwie auch ein bisschen auf die Geburt?
Kiara: Nein, gar nicht, also null. Ich kenne Menschen die freuen sich und sagen es ist eine neue Erfahrung, aber ich wäre froh, wenn ich den Teil des Gebärens nicht erleben müsste. Ich freue mich auf die Zeit danach, wenn es dann vorbei ist.
Wie gehst du dann aktuell damit um?
Kiara: Irgendwann habe ich für mich beschlossen: I have to go with the flow. Am Ende kommt es immer anders, als man das geplant hat.
Alina hat schon öfter erlebt, dass Geburtshelferinnen und Geburtshelfer den schwangeren Frauen nicht sagen, was oder warum sie gewisse Dinge tun. Das kann bei der Untersuchung passieren, wenn zum Beispiel mit der vaginalen Untersuchung begonnen wird, ohne dass die Frau ordentlich darüber informiert wird. Oder im Kreißsaal, wo es auch zu körperlicher Gewalt kommen kann. Auch psychische Gewalt kommt, zum Beispiel beim Aufklären, vor.
Über Gewalt bei der Geburt wird in den Medien immer wieder gesprochen – Ab wann können wir denn von Gewalt sprechen?
Hebamme Alina: Es beginnt eigentlich schon beim Reden und beim Aufklären. Denn es macht einen Unterschied, ob ich den Frauen Angst mache, indem ich zum Beispiel sage, das Kind sei viel zu schwer und könnte deswegen bei der Geburt versterben und darum muss unbedingt ein Kaiserschnitt gemacht werden, oder ob ich sage mit steigendem Gewicht steigt das Risiko und darum ist dieses und jenes notwendig. Wenn ich der Frau Angst mache, dann ist das auch Gewalt, weil es psychische Gewalt ist.
Neben der psychischen gibt es dann auch die physische Gewalt. Was da speziell immer wieder angesprochen wird, ist der ‚Kristeller-Handgriff‘ (,Kristeller-Manöver’ genannt).
Wie denkst du über den Kristeller-Handgriff?
Hebamme Alina: Da kommt jetzt meine persönliche Meinung durch, weil ich halte nichts vom kristellern. Es ist nicht evidenzbasiert, die Studienlage sagt relativ eindeutig, es bringt nichts.
Wie oft wird denn dieses Manöver in der Praxis angewendet?
Hebamme Alina: Das kommt immer auf das Krankenhaus an. In dem Krankenhaus, in dem ich arbeite, wird der Kristeller Handgriff relativ oft angewendet. Aber auch da kommt es drauf an, welcher Arzt im Dienst ist. Und bei den Ärzten gibt es auch einen Unterschied, wie brutal sie vorgehen. Es gibt Ärzte, die legen ein Leintuch um den Rücken der Frau, wickeln es um ihren Unterarm und drücken dann auf den Bauch der Frau. Bei uns gibt es aber auch einen Arzt, der tut immer nur so, als würde er den Kristeller anwenden. Er tastet da den Hintern des Babys, legt seine Hand drauf und tut so, als würde er andrücken, streicht aber nur ein bisschen drüber, weil er eigentlich nichts von dem Handgriff hält.
Warum tut denn der Arzt überhaupt so und lässt es nicht einfach sein, wenn er nichts davon hält?
Hebamme Alina: Es wird irgendwie erwartet. Also wenn der Kristeller angewendet wird, dann heißt das meistens, es gibt Schwierigkeiten bei der Geburt. Dann ist meistens nicht nur ein Arzt da, sondern mehrere. Wenn du nur ein Assistenzarzt bist, dann ist wahrscheinlich noch ein höhergestellter Arzt da und von denen wird das dann erwartet oder auch angeordnet. Auch viele Hebammen haben die Erwartung.
Hängt das mit dem Alter zusammen, ob die Geburtshelferinnen und -helfer eher zu Gewalt neigen?
Hebamme Alina: Ich glaube, es ist multifaktoriell. Es ist nie nur der Charakter, nur das Alter, nur die Ausbildung oder die Berufsgruppe schuld. Vieles spielt da zusammen. Die Frage ist: Wer stumpft ab und wer nicht. Wir sehen jeden Tag neues Leben entstehen. Eigentlich ist das etwas Besonderes. Aber man stumpft schnell ab von diesem Besonderem, wenn man es jeden Tag sieht. Dann vergessen viele, was Schwangerschaft und neues Leben bedeuten und wie außergewöhnlich das ist. Auch Schichtdienste, Untersetzung und Überstunden tragen eher nicht dazu bei, dass man wahnsinnig erholt und ruhig arbeiten kann. So wie andere Menschen in der Arbeit Dinge verkaufen oder Brot backen, so fühlen sich dann Geburten an.
Personalmangel gibt es ja in vielen Gesundheitsberufen.
Hebamme Alina: Ja, in dem Krankenhaus, in dem ich arbeite, waren gestern Nacht vier Hebammen im Dienst und das bei sieben Kreißzimmern. Da gab es keine Pause und ständig kamen noch mehr Frauen. Das eigentliche Ziel wäre eine eins zu eins Betreuung, das heißt eine Hebamme betreut eine Gebärende – das schaffst du da unmöglich. Da stumpft man auch ab und brennt aus.
Kommen wir nochmal auf den Kristeller-Handgriff zurück. Wenn es bei der Geburt Komplikationen gibt, gibt es auch Situationen, wo kristellern gerechtfertigt ist?
Hebamme Alina: Ich verstehe, dass man handeln möchte, wenn es Komplikationen gibt. Wenn es so weit kommt, dass zum Beispiel die Herztöne des Kindes schlechter werden, dann willst du etwas tun, damit das Kind bald zur Welt kommt und damit es ihm gut geht. Ich verstehe die Not, die in so einer Situation entsteht. Aber die Arten von Kristeller, die ich teilweise gesehen habe, das verstehe ich nicht.
Als du das erste Mal miterlebt hast, dass das Kristeller-Manöver angewendet wird, wie war das für dich?
Hebamme Alina: Als Studentin weiß man, dass man in der Praxis Dinge sehen wird, die eigentlich so nicht gemacht werden sollten. Den ersten brutalen Kristeller mit Leintuch und wickeln, den ich gesehen habe, da wusste ich eigentlich nicht mehr, was gerade passiert. Eine Hebamme hat sich damals hinter das Bett gestellt, gegen die Wand gelehnt und von oben kristellert, also angedrückt, die Ärztin hat mit dem Leintuch kristellert, ich musste die Füße halten und ein anderer Arzt hat das Kiwi (amn. Vakuum oder Saugglocke) gemacht. Da hängen schnell mal zwei bis drei Personen auf der Frau und drücken. So eine Brutalität, die da dahinter steckt, das kannte ich nicht. Ich werde auch diese Frau niemals vergessen. Ich sehe ihr Gesicht und höre ihre Aussagen. So etwas vergisst man niemals.
Was hat sie gesagt?
Hebamme Alina: „Jetzt habt ihr mich gebrochen.“ Ich war damals im zweiten Semester. Mehrere Ärzte und mehrere Hebammen – Jeder hat die Aussage der Frau gehört und niemanden hat das mitgenommen, nur mich hat es mitgenommen. Da sind wir wieder bei dieser Abgebrühtheit.
Wenn es wirklich kritisch wird, was sollte man statt dem Kristeller in einer Notsituation tun? Wäre ein Kaiserschnitt besser?
Hebamme Alina: Das ist schwer zu sagen. Jede Geburt ist individuell. Ein Kaiserschnitt ist auch kein minimaler Eingriff. Sind mehrere Kinder geplant, dann sollte man diesen auch eher vermeiden, denn es sind nicht unendlich viele Kaiserschnitt möglich. Bei einer vaginalen Geburt kann man ein Vakuum verwenden. Man muss es gezielt einsetzen, aber wenn das gut gemacht wird, dann hilft das. Am besten wäre es aber, die Geburt von Anfang an so gut zu betreuen, dass es einfach gar nicht zu solchen Notsituationen kommt und denen quasi vorgebeugt wird.
Auch die Gynäkologin Viktoria Zwetzbacher sieht das Vakuum beziehungsweise die Saugglocke als ein besser geeignetes Tool im Vergleich zum Kristeller-Handgriff.
Dass über Gewalt im Kreißsaal gesprochen wird, das trägt sicher dazu bei, dass die Gesellschaft mehr sensibilisiert wird. Allerdings führt es auch dazu, dass bei manchen Frauen die Angst vor der Geburt steigt. Auch die werdende Mutter hat gesagt, dass sie die ‚Horrorgeschichten‘ belastend findet. Wie siehst du denn die ganze Debatte um das Thema? Würdest du das kritisieren?
Hebamme Alina: Das Problem ist, es gibt keinen konstruktiven Diskurs. Die Hebammen greifen sich auch gegenseitig an, diejenigen die Hausgeburten durchführen behaupten, dass Geburten im Krankenhaus das schlimmste sind, diejenigen, die im Krankenhaus arbeiten sagen die Hausgeburtshebammen sind nur Kräuterhexen und arbeiten unsauber. Das Wichtigste wäre aber, dass wir alle anerkennen, es muss sich etwas ändern. Es ist gut, dass wir darüber reden, aber den Frauen soll keine Angst gemacht werden. Denn bei zu viel Angst entstehen dann so gefährliche Trends wie Alleingeburten. Also, dass Frauen ohne Hebamme und ohne Arzt ihre Kinder alleine gebären.
Wo müssen wir uns denn generell hinbewegen, damit sich das verbessert?
Hebamme Alina: Dass darüber geredet wird, bringt auf jeden Fall etwas. Aber es ist noch ein sehr weiter Weg. Alle Berufsgruppen die irgendetwas mit der Geburtshilfe zu tun haben, müssen besser zusammenarbeiten. Und wir müssen als Gesellschaft anfangen, Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach als Kontinuum zu betrachten und das nicht so abgekapselt voneinander denken. Man sollte all dem außerdem mehr Raum geben. Und wir brauchen auf jeden Fall viel mehr Forschung in der Hebammerei, denn es ist eine Wissenschaft. Und wir müssen den Frauen natürlich zuhören, denn viele sagen uns was schlimm ist und das müssen wir ernst nehmen
Das Hilfetelefon bietet Hilfe wenn Du über deine Geburtserfahrung(en) sprechen möchtest. Außerdem bieten viele Geburtenstationen mehrheitlich psychologische Betreuung an. Auch verschiedene Psychotherapeutinnen mit dem Schwerpunkt Schwangerschaft und Geburt können helfen.
Alle Interviews wurden separat geführt. Wenn eine Interviewpartnerin auf eine Aussage antwortet, so wurde diese natürlich im jeweiligen Interview auch zitiert.
*Die Namen der Hebamme und der werdenden Mutter wurden geändert. Bei der Hebamme hat dies berufliche Gründe. Die werdenden Mutter begründet den Wunsch nach Anonymität, dass Schwangerschaft und Geburt sehr intime Themen sind, die in der Gesellschaft immer noch als Tabuthemen angesehen werden. Es geht auch um den Schutz vor möglichen unangebrachten Kommentaren.