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"Das war die pure Hölle!"

Ein Text von Kilian Wazik

Dauer: 14 min.

Olympiateilnehmerin und Langstreckenläuferin Julia Mayer spricht in ihrem Gespräch mit „dasinterview.at“ über emotionale Momente bei der Olympiade in Paris, das Tief nach den Spielen und ihre Ziele für die Zukunft.

Die Olympischen Spiele sind jetzt schon ein paar Monate her. Woran denkst du am liebsten, wenn du dich an diese Zeit zurückerinnerst?

 

Direkt an das Rennen selbst. Und an das alles danach eigentlich, weil man das natürlich mit dem Rennen verbindet. Und an die Emotionen, im Endeffekt war ja alles positiv, weil das Rennen gut gelaufen ist für mich. Eine extrem geile Situation war im Rennen. Wir sind bergauf gelaufen und man ist sich so vorkommen wie bei der Tour de France. Rechts und links waren sehr viele Menschen, und auch viele kleine Kinder, die die Hände rausgestreckt haben und die wollten mit einem Abklatschen. Das habe ich ein, zweimal gemacht und das ist mir extrem in Erinnerung geblieben. Das hast du halt auch sonst nirgendwo, dass du ein Rennen rennst, wo alle komplett ausflippen. Der Zieleinlauf war auch extrem schön und emotional. Ich habe mich zusammenreißen müssen, dass ich nicht, während ich ins Ziel laufe zum Weinen anfange, da das einfach irrsinnig schön war.

 

Du hast den im Endeffekt den 55. Platz erreicht. Hast du damit gerechnet oder war das für dich eine positive Überraschung?

 

Positive Überraschung. Es ist ja so, dass sich 86 Frauen direkt für den Olympiamarathon qualifizieren und das wird dann durch Wildcards noch aufgestockt auf 95. Ich bin mit der 82-schnellsten Zeit hingekommen und man rechnet sich dann aus, dass man an einem guten Tag vielleicht zehn Läuferinnen vor sich überholt, weil da natürlich ausschließlich die Weltspitze antritt. Ich bin dann als 55. ins Ziel gekommen und das war weitaus besser als erwartet. Damit bin ich extrem zufrieden natürlich. Es haben mir schon mehrere Leute gesagt, dass ich irgendwo im Mittelfeld landen werden, aber dass ich dann 55. werde, dafür musste halt dann wirklich alles passen.

Infos zum olmypischen Marathon 2024:

  • 42,195 Kilometer
  • 438 Höhenmeter
  • 91 Läuferinnen
  •  aus 47 Ländern
  •  80 davon im Ziel

Inwiefern kriegt man während des Rennens noch mit, auf welcher Position man gerade liegt, beziehungsweise ob es gerade gut oder schlecht läuft?

 

Schwierig, weil bei man bei Wettkämpfen keine Pacemaker hat. Sprich es läuft niemand mit dir mit. Du kriegst gar nichts mit, du rennst und that’s it. In dem Fall hatte ich Betreuer vom Leichtathletikverband, die mir bei den Verpflegungsstellen, die alle 5 Kilometer sind, die Flaschen gereicht und mir dann auch immer meine Platzierung gesagt haben. Das war irrsinnig wichtig. Du hast fast 430 Höhenmeter und musstest dir deine Kräfte gut einteilen, dass du nicht hintenraus die Kraft verlierst und langsamer wirst. Ich bin extrem defensiv gestartet, bin dann schneller geworden und habe mich quasi vorgearbeitet. Ich habe auch gemerkt dass ich viele Läuferinnen überholt habe, die normalerweise besser sind als ich. Ich war mit dem zufrieden und beim Zieleinlauf habe ich gar nicht gewusst, welche Zeit oder auf welchen Platz ich gelaufen bin. Erst beim ORF Interview habe ich erfahren, dass ich 55. geworden bin, das hat mich dann geflashed.

 

Link zum ORF Interview: 
https://www.instagram.com/reel/C-hjoPYJ9eJ/

 

Wie lange dauert das, bis man realisiert, was man da gerade geleistet hat?

 

Ganz schön lange. Allein die Qualifikation für die olympischen Spiele war ein Meilenstein, den ich erstmal realisieren musste. Das olympische Limit bin ich im Dezember 2023 gelaufen. Ich war wie in einem Tunnel, nur mit diesem Ziel „Olympischer Marathon“. Erst vor ein paar Wochen habe ich realisiert, dass es komplett gestört ist, was ich erreicht habe und dass ich richtig stolz auf mich sein kann. Es dauert lang und es ist aber extrem wichtig, dass man sich die Zeit nimmt und das aufarbeitet. Diese Zeit musst du dir nehmen, das geht nicht von einem Tag auf den Anderen. Ich wollte eigentlich noch einen Marathon laufen heuer, aber das ging einfach nicht, weil ich mit Olympia noch nicht abgeschlossen hatte. Ich habe es gelassen, trainiere nur noch und bereite mich also für ein Rennen im nächsten Jahr vor. Es dauert extrem lang und es ist aber extrem wichtig, dass man sich die Zeit nimmt und das aufarbeitet.

Wie ist das Leben im olympischen Dorf?

 

Surreal. Bei der Ankunft musst du durch ganz viele Sicherheitskontrollen, fast wie am Flughafen. Es ist wie eine kleine Stadt, mit sicher 15.000 SportlerInnen und BetreuerInnen. Es gab dort Restaurants, Bars, Cafés, eine Post, Geschäfte, einen Friseur, ein Nagelstudio, also wirklich alles. Du hast dort ganz normal leben können. Und so haben wir auch gelebt. Jede Nation hatte ein eigenes Haus gehabt mit verschiedenen Apartments. Ich habe mir mit den Alexandri Schwestern (Synchronschwimmerinnen)ein Apartment geteilt. Das war richtig cool. Du hast du dich entweder im Dorf bewegt, warst trainieren oder hast einen Wettkampf gehabt.

 

Deine Routine in Paris hat sich also nicht wirklich von deiner sonstigen Tagesroutine unterschieden?

 

Nein, vor allem die unmittelbare Wettkampfvorbereitung in den Wochen davor ist wirklich nur: aufstehen, trainieren, essen und schlafen gehen. Man versucht alle Kräfte zu sparen für das Rennen. Das konnte man dort auch gut umsetzen, weil jeder aufeinander Rücksicht nimmt. Das Einzige, was etwas gewöhnungsbedürftig war, waren die Betten dort. Die waren extrem klein und sehr hart, weil es nur so Kartonbetten waren Ich war aber zum Glück alleine im Zimmer und habe dann einfach das zweite Bett zu meinem Bett hingestellt und hatte dann ein Doppelbett, das war dann erträglich. (lacht.)

 

Was sagst du zu dem Fansupport und der Aufmerksamkeit, die du seitdem und auch schon während der olympischen Spiele bekommst?

 

Das ist schon immens. Speziell seit dem Wien Marathon letztes Jahr, werde ich eigentlich fast täglich angesprochen. Mit Olympia hat sich das Ganze noch mal gesteigert, vor allem auch durch diverse Fernsehauftritte. Man nimmt das aber alles mit, man hat da gar keine Zeit nachzudenken. Aber dass ich beispielsweise bei der Barbara Stöckl zu Gast war und im Fernsehen zu sehen bin oder mir Leute auf der Straße zuschreien oder nach einem Foto fragen, das ist schon komisch. Gleichzeitig freut es mich auch, denn das ist Wertschätzung für das, was ich mache.

 

Du kommst ursprünglich vom Fußball, bist erst spät in die Leichtathletik gewechselt. Wie ist das passiert und vor allem warum?

 

Ich konnte den Fußball mit meinem Beruf nicht mehr unter einen Hut bringen und hatte dadurch auch irgendwann keinen Spaß mehr dran. Die Bewegung war aber immer ein wichtiger Bestandteil meines Alltags, da habe ich dann 2017 mit dem Laufen angefangen und recht zügig gemerkt, dass ich relativ schnell bin. 2020 bin ich dann offiziell Profisportlerin im Heeressportzentrum geworden. Das ist, wenn ich darüber nachdenke, kompletter Irrsinn. Ich bin jedes Jahr schneller geworden, habe diverse Rekorde gebrochen und bin dann zu Olympia gefahren. Das ging alles viel schneller, als ich es verarbeiten kann.

 

Würdest du sagen, du bist ein Naturtalent?

 

Ein Naturtalent bin ich wahrscheinlich nicht, aber das Talent ist definitiv da. Im Endeffekt macht es schon die viele Arbeit aus, das viele Training. Grad jetzt, wo dieser vierjährige Olympiazyklus vorbei ist, denke ich besonders viel darüber nach, wieviel ich in den letzten vier Jahren trainiert habe. Und auch, wieviel Arbeit auf mich wartet, wenn ich 2028 wieder dabei sein möchte und dort natürlich besser denn je.

 

Über was für einen Trainingsaufwand pro Woche reden wir da?

 

Reine Ausdauerstunden sprich nur Laufen und Radfahren, sind wir im Schnitt pro Woche bei 21 Stunden. Zusätzlich gehört aber natürlich auch die Vor- und Nachbereitung dazu, das mobilisieren und dehnen. Da kommt täglich auch nochmal eine Stunde dazu. Es ist komplett bizarr, wenn ich drüber nachdenke, wieviel ich laufe. Heuer komme ich wahrscheinlich auf 8.500 gelaufene Kilometer. Seitdem ich 2017 begonnen hab, komme ich auf mehr als 40.000 gelaufene Kilometer. Also ungefähr einmal um die Welt. (grinst.)


Bevor du Leichtathletin geworden bist, warst du Lehrerin. Vermisst du den Beruf und könntest du dir vorstellen, irgendwann in diesen zurückzukehren?

 

Teilweise vermisse ich es, aber mittlerweile ist mein Tagesrhythmus ein komplett anderer. Ich würde mir schwertun, in einen normalen Job zurückzukehren, weil du dort doch fixe Arbeitszeiten und gewisse Vorgaben hast. Mit Kindern arbeiten ist meine große Leidenschaft, aber es wäre ein komplett anderes Leben als jetzt.


Du bist seit 2020 Profiathletin. Ab wann war für dich klar, dass die olympischen Spiele 2024 in Paris ein realistisches Ziel sind?

 

2019 war es noch ein Traum. 2020 war es dann aber ein fixes Ziel, sich für Paris zu qualifizieren. Ungefähr 2 Jahre später war ich dann auf dem Niveau, wo ich man sagen konnte, dass die Qualifikation realistisch wäre. 2023 hat sich dann der Zeitraum für die Qualifikation geöffnet, wo man bei einem Marathon eine gewisse Zeit unterbieten musste.

 

Wie stressig ist es, zu wissen, dass man jetzt abliefern muss, anderseits wars das mit dem Traum?

 

Da kommt dann schon sehr viel Druck zusammen. Einerseits weiß man, dass es auf jeden Fall möglich ist, andererseits muss man sich erstmal qualifizieren. Es ist eine ewig lange Zeit, wo du dich darauf vorbereiten musst und dann im besten Fall die Leistung auch bringst. Das ist so, wie wenn man für die Führerscheinprüfung eine Aufnahmeprüfung machen muss und da eine gewisse Punktezahl erreichen muss, um überhaupt erst antreten zu können. Und wenn nicht, ist die nächste Möglichkeit erst wieder in vier Jahren.


Wie wird man sowohl physisch als auch psychisch mit diesem Druck fertig? Vor allem mit dem Hintergedanken, dass man bei einem Misserfolg vier Jahr auf die nächste Chance warten muss?

 

Man setzt sich selbst sehr unter Druck, weil man es einfach schaffen möchte. Am wichtigsten ist das Umfeld, dass dir Halt und positive Unterstützung gibt. In meinem Fall mein Trainer und auch mein Freund, die sehen, was ich tagtäglich leiste und mir sagen, dass ich das kann und mir damit auch eine gewisse Bestätigung gegeben, die ich gebrauch habe. Das hat mir sehr dabei geholfen, mit dem Druck fertig zu werden. Außerdem hats mit der Qualifikation gleich beim ersten Anlauf gepasst. Enorm schwierig ist dann die Zeit zwischen der Qualifikation und den olympischen Spielen selbst, wo es darum geht die Form zu halten und im Optimalfall natürlich besser zu werden, bis zu diesem Tag X.


Gab es Momente, wo dir das alles zu viel geworden ist?

 

Ganz im Gegenteil. In der Vorbereitung war mir das alles komplett egal, da konnte es eigentlich gar nicht ZU viel Druck geben. Ich kann dann einfach härter trainieren. Erst ungefähr einen Monat später, obwohl ich da gerade Urlaub gemacht habe, habe ich realisierst, was passiert ist und wieviel Druck das eigentlich war. Das war mehr als ein halbes Jahr, wo ich nur stur ein Ziel gehabt hab und alles andere untergeordnet habe. Das fällt dann alles ab. Das hatte ich zirka ein, zwei Monate nach den Spielen. Da war mein Akku einfach leer und ich hatte keine Energie für irgendwas, Das war die pure Hölle.

 

Im Kontrast zur Vorbereitung auf so ein großes Ereignis steht die Nachbereitung. Wie macht man das als Athletin und woher nimmt man seine Motivation, weiter zu machen, wo dieses große Ziel „Olympische Spiele“ jetzt erreicht worden ist?

 

Es ist sehr schwer. Einerseits bist du extrem motiviert, weil du ja gut abgeliefert hast und hast dann neue Ziele. In meinem Fall jetzt Olympia. Gleichzeitig aber weißt du ganz genau, wieviel Arbeit das war und wie lang es bis dahin noch dauert. Aber die Nachbereitung ist definitiv viel schlimmer als die Vorbereitung und man muss irgendwie selbst damit klarkommen. Wichtig ist es, durch Gespräche mit dem Trainer und anderen Leuten, die dir nahestehen. Erstmal runterkommen, dann kommt die Motivation wieder, dass du wieder alles für dieses eine Ziel gibst.

 

Welche Personen sind da für dich besonders wichtig?

 

In meinem Fall sind es eigentlich nur die Personen, die genau wissen, was das bedeutet, was ich mache. Das sind Großteils gar nicht Familie und Freunde, weil die haben absolut gar keine Ahnung, was ich da mache und wie anstrengend das ist. Primär ist für mich mein Freund, der selbst aus dem Leistungssport kommt, eine wichtige Person. Und mit meinem Trainer tausch ich mich natürlich auch aus, aber das ist ein anderes Verhältnis, als wenn du mit einem Partner drüber redest. Wichtig ist aber dennoch die Zeit die du mit Freunden und Familien verbringst, mit denen du nicht drüber sprichst, sondern einfach normale Sachen machst. Das hilft dann in der Spur zu bleiben und nicht komplett einzubrechen.


Wie würdest du dieses Verhältnis zu deinem Trainer beschreiben?

 

Wir kennen uns schon sehr lang. Er war mein Physiotherapeut, wie noch Fußball gespielt habe. Und seit vier oder fünf Jahren betreut er mich jetzt und je professioneller und besser ich geworden bin, desto besser ist die Beziehung geworden. Wir telefonieren 2 bis dreimal am Tag und reden übers Training. Im Trainingslager ist er natürlich dann immer dabei. Eine gute Beziehung ist aber auch extrem wichtig, weil sonst wäre es auf dem Niveau wahrscheinlich gar nicht möglich.

 

Wie hast du die letzten Monate nach den olympischen Spielen verbracht?

 

Ursprünglich wollte ich zwei Wochen Urlaub machen und dann wieder ins Training starten. Das hat anfangs auch gut funktioniert, aber dann habe ich gemerkt, dass ich im Urlaub den Kopf nicht ausschalten konnte und immer noch beim Laufen war. Nach vier Wochen Training war ich dann komplett müde, vor allem im Kopf. Dann musste so ein kompletter Cut her und ich habe meinen strukturierten Trainingsplan aufgebrochen und einfach nach Lust und Laune trainiert, bis ich gemerkt hab, dass ich wieder frisch bin. Das war eine enorme Umstellung für mich. Ich bin an sich ein sehr disziplinierter Mensch, habe immer diesen Leistungsgedanken. Fast schon fanatisch. Im Leistungssport ist das ja gut, aber wenn du es so gar nicht abschalten kannst, ist das natürlich katastrophal. Mittlerweile starte ich wieder in den normalen Trainingszyklus rein, das hat aber bisschen gedauert, bis ich wieder da war.


Hast du den Spaß daran also wieder gefunden?

 

Langsam, ja.

 

Hattest du irgendwann in diesen letzten Monaten Angst, dass du nach den Olympischen Spielen nicht mehr wieder in diese Spur findest?

 

Nein, das eigentlich nicht. Es ist aber generell schwierig. Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, war wie ich ihn 100%iger Topform die olympischen Spiele gelaufen bin. Daran hab ich gedacht, wie ich dann wieder zu trainieren begonnen habe. Mit minimal mehr Gewicht und nicht in Topform von. Wenn du das dann miteinander vergleichen willst, fühlt sich das super scheiße an und ist extrem demotivierend. Du fragst dich, wieso habe ich überhaupt Pause gemacht, wenn mich das so zurückgeworfen hat? Wie lange wird das dauern, bis ich wieder dort bin, wo ich hinwill? Es ist einfach ein mühsamer Weg zurück.

 

Aber lohnt es sich, sich da durchzubeißen?

 

Es lohnt sich definitiv, weil du belohnt wirst mit guten Leistungen. Dafür brauchts enorm viel Kontinuität, aber das ist halt das Leid am Leistungssport.

 

Wie sieht so ein klassischer Trainingstag bei dir aus?


Ich habe eine tägliche Standeskontrolle beim Bundesheer in der Südstadt um 07:30 Uhr. Dann gibt’s die erste Trainingseinheit. Dazwischen eine Pause und dann die zweite Trainingseinheit. Und da versuche ich halt, die Pause so sinnvoll wie möglich zu nutzen, dass ich wieder fit bin fürs zweite Training. Meist regenerier ich da einfach mit schlafen und essen. Ich versuch auch was mit Freunden und der Familie zu unternehmen, aber unterwegs sein kostet dich auch immer Energie, die du prinzipiell noch brauchen würdest. Das wiederholt sich eigentlich 7 Tage die Woche. Einen Tag pro Woche hab ich nur ein Training. Sonst jeden zweiten Tag ein hartes Training, sonst nur lockerere Einheiten.

 

Du machst natürlich gewisse Abstriche als Profi. Gibt es Sachen, die du vermisst, seitdem du Profi bist?

 

Normalerweise nicht. Außer in so Phasen wie jetzt, wo es einfach noch nicht läuft, weil du erst rückkommst von einer Pause oder in dem Fall von den Olympischen Spielen. Da fällt es mir schon schwer, nicht zu sagen, ich geh einfach ins Kino, was essen oder ich bleib jetzt am Nachmittag daheim und mach nix. Da würde ich alles andere lieber machen als das Training. Aber wenn du dann drinnen bist und es wieder rennt, da machst du eigentlich eh nichts anderes und da willst du auch gar nichts anderes machen. Ich bin ja auch Heeressportlerin und muss eine gewisse Leistung bringen, damit ich da drinbleibe und auch Geld verdiene, das ist ja mein Job. Ich muss einfach für das Bundesheer und meine Sponsoren Leistung bringen, das ist meine Verantwortung.

 

Woran denkst du während dem Laufen? Wie siehts da in deinem Kopf aus?

 

Manchmal denke ich über gar nichts nach. Hin und wieder ist es so eine Art Tagesverarbeitung. Manchmal denk ich drüber nach, was ich mir nach dem Laufen zum Essen mach. Und bei so harten Marathoneinheiten, wo ich schnell laufen muss, denke ich an nix, dann bin ich so in meinem eigenen Tunnel drinnen und hab nur das Training im Kopf. Natürlich achte ich auch immer auf meine Lauftechnik, aber das hat sich mittlerweile natürlich fast automatisiert.

 

Also hörst du beim Laufen keine Musik?

 

Bei den lockeren Läufen, wo es egal ist, schon. Aber sonst nicht.

 

Welche Musik hörst du dann?

 

Seit gestern (Anm. Interview geführt am 11.11.2024) laufe ich mit Weihnachtsmusik. (lacht.) Und sonst einfach alles quer durch, da kommt fast alles vor. Von Austropop, zu Rammstein und ganz viel 60s und 70s.

 

Singst du dann auch mit?

(lacht.) Ja, manchmal sing ich schon laut mit. Das muss dann ziemlich gestört ausschauen (lacht.) Wenn mich da jemand sieht, muss der sich denken, ich hab einen kompletten Vollschuss.

 

Warst du schonmal in Los Angeles?

 

(grinst.) Nein.

 

Kann Olympia 2028 in Los Angeles also schon als Ziel ausgeschrieben werden?

 

Absolut! Ich plane auch, dass ich dort in den kommenden zwei Jahren ein Trainingslager mache. Du musst das greifbarere machen, dass du dort hinwillst und schnellstmöglich laufen musst. Dadurch rückt es näher und wird realistischer. Da weiß ich dann, dass dort die nächsten olympischen Spiele sein werden. Und das motiviert mich dann, dieses Ziel auch zu erreichen.

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