Nach dem Tod war es da

Nach dem Tod war es da

Marina Daschner ist ein sogenanntes Channeling Medium. Anfangs verängstigt von ihrer gewonnen Gabe, hilft die Wienerin mittlerweile ihren Klienten, indem sie mit deren höheren Selbst kommuniziert und versteckte Dinge aufdeckt. Ein Interview über die frühere Angst vor der eigenen Wahrnehmung, Skepsis und dem Beweisen des eigenen Könnens.

Kannst du mir kurz erklären, was denn eigentlich ein Medium ist?

Nein, ich kann es nicht erklären, weil die meisten, die das machen, es irgendwo gelernt haben. Dann können sie das natürlich erklären. Zu mir ist es einfach gekommen und deswegen weiß ich nicht, was ich mache. Ich kann es nicht erklären. Jeder hat eine andere Vorstellung davon, was ein Medium ist. Ich habe keine Ahnung. Wenn mich Leute fragen:“ Was machst du denn?“ Sage ich: „Ich weiß es nicht, aber ich bin gut darin.“, weil es wirklich so ist.

Hast du schon versucht eine eigene Definition von einem Medium aufzustellen?

Ja, also für mich ist ein Medium eigentlich jemand, der mit Informationen … handelt …, vielleicht ist das nicht das richtige Wort, aber ich habe kein anderes. Ich habe Zugang zu Informationen und ich gebe diese Information weiter. Das ist alles, was für mich ein Medium ist.

Und wie hast du herausgefunden, dass du ein Medium bist?

Das steht auch auf meiner Homepage. Aber: Ich war sehr krank, ich bin falsch behandelt worden, ich bin gestorben und ich bin wieder zurückgekommen. Und es war da.

Habe ich es richtig verstanden, dass du gestorben bist?

Ja und ich bin zurückgeholt worden und es war auf einmal da.

Wie hat sich das angefühlt?

Unheimlich. Wie soll ich das erklären? Es ist einfach unheimlich, dass du die Krankenschwester über dir siehst und du weißt, dass ihr kleiner Finger gebrochen ist und du weißt, dass die Person neben dir gerade ein wahnsinniges Problem innerhalb der Familie hat, und und und. Es war so unheimlich, dass ich das Gefühl gehabt hab, dass ich verrückt werde. Ich dachte ich sei schizophren geworden in diesen paar Minuten oder Sekunden, wie lang das auch immer gedauert hat. Es war für mich unheimlich.

Das heißt, du bist nicht damit geboren worden?

Das weiß ich nicht. Keine Ahnung, vielleicht war es auch ein Auslöser. Vielleicht war das der Trigger. Ich kann dir das nicht beantworten, ich weiß es nicht.

Würdest du generell sagen, dass das eine Gabe ist oder etwas, was mit viel Arbeit jeder Mensch erlernen kann?

Beides. Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen die Informationen für sich selbst holen können. Aber es benötigt viel Arbeit und eine Gabe, um Informationen von anderen zu holen. Und ich bin auch der Auffassung, dass Menschen mich nicht brauchen würden, wenn sie an ihren Themen arbeiten und ihre ganzen Rucksäcke, die sie mit sich mitschleppen, mal ablegen. Dann brauchen Leute Menschen wie mich eigentlich nicht.

Weißt du, ob es Ausbildungen zum Medium gibt?  

Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob es Trainings oder Ausbildungen dafür gibt. Angeblich schon. Aber ich habe keine Ahnung.

Das heißt, du hast nie so was gemacht? Bei dir kam das erst nach dieser Krankheit?

Das, was ich gemacht habe, waren andere Trainings, in andere Richtungen, so wie Kinesiologie oder Bewusstseins-Training, aber Medium zu sein, nein, das nicht. Ich weiß auch nicht, wie man das trainieren kann. Ich weiß aber, wie ich mit meinen Klienten arbeitet, damit sie sich ihre medialen Fähigkeiten, die sie haben, dieses Gefühl, dieses Wissen, für sich holen. Aber wie man das für andere macht, … ich weiß es nicht.

Arbeitest du das jetzt hauptberuflich?

Ja.

Wie lange machst du das schon?

Lass mich überlegen. Begonnen hat das alles vor zehn Jahren, aber so lang mache ich das noch nicht, weil ich ewig davor wegelaufen bin. Sehr, sehr lang wollte ich das nicht. Ich hatte wirklich Angst, weil ich von dem Ganzen nichts wusste. Und für mich war diese ganze spirituelle Welt sowieso ein „non existens“ bis unheimlich. Ich habe lange gebraucht, um es zu verstehen und es richtig zu machen. Ich weiß nicht, wie lange ich schon selbstständig bin. Ich schätze sieben oder acht Jahre.

Du hast schon gesagt, dass du das am Anfang unheimlich gefunden hast. Hast du das dann auch vor anderen Menschen verheimlicht?

Am Anfang wahrscheinlich schon, ich habe es auch von mir selbst verheimlicht. Ich hatte einfach Angst, nachdem ich nicht gewusst habe, was es ist und was mit mir passiert ist. Aber sobald ich das akzeptiert habe und angenommen hatte, nicht mehr. Nein.

Kannst du dich noch an diesen Punkt erinnern, wo du das dann wirklich akzeptiert hast? Gab es einen Auslöser dafür?

Ja, es gab einen Auslöser. Mein Mann und ich waren in Deutschland bei einem Seminar von Roy Martina. Ich konnte es damals nicht kontrollieren und es war für mich sehr belastend. Und bei diesem Seminar, das über fünf Tage gedauert hat, kann mich an nichts erinnern, außer an einen Satz: „Wir können alles in unserem Leben kontrollieren! Wir müssen nur entscheiden, wie wir das machen.“ Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich es „zumachen“ kann. Ich wusste nicht wie, aber ich wusste, ich kann das.

Das war das Erste und das Zweite waren die Menschen dort in diesem Seminar, die mir dann erklärt haben, was ich bin. Etwas das ich selbst nicht gewusst habe. Und dann dachte ich mir: „Okay, gut, ich werd’s kontrollieren. Und jetzt muss ich lernen, damit umzugehen.“ Und an diesem Punkt hat es begonnen.

Wie hast du dann die Kontrolle bekommen, dass du deine Fähigkeiten jetzt „zumachen“ konntest?

Ich habe mich dazu entschieden, dass es mich nicht interessiert, was mit anderen Menschen passiert. Wenn sie sich mit deiner Frage an mich wenden, dann interessiert es mich erst. Also, es ist für mich alles „zu“, bis sich eine Person an mich wendet und dann ist es „offen“. Vorausgesetzt die Person kommt mit der Absicht, Informationen zu holen.

Welche Art von Menschen kommen allgemein zu dir? Wie kann man sich das vorstellen?

Alle. Es ist wirklich breit gefächert. Ich habe Männer, ich habe Frauen, ich habe Geschäftsleute, ich hab Leute, die kommen, weil sie nicht wissen, was mit ihrem Körper los ist. Manchmal sehe ich Sachen, die Ärzte nicht wahrnehmen. Leute kommen ebenfalls zu mir wegen ihren Tieren.

Kann eigentlich jeder ein Medium in Anspruch nehmen oder gibt es manche Menschen, die so verschlossen sind dass es bei ihnen nicht funktioniert?

Das ist eine sehr komplizierte Frage. Es hängt davon ab, was für ein Medium das ist. Also zu mir kommen Menschen, die wirklich an 1000 anderen Plätzen vor mir waren und es nichts gebracht hat und ich kann dann mit ihnen arbeiten. Es gibt sehr viele Personen, die wirklich sehr viel hinter sich haben. Sie waren da und dort und sie haben erst dieses und jenes gemacht. Und am Ende kommen sie zu mir und ich sehe mich irgendwie so, es klingt extrem, aber so wie die letzte Instanz. Wenn sie bei mir waren, dann suchen sie aber nicht mehr weiter, weil sie das gefunden haben, was sie suchen. Meine Intention oder meine Absicht von Anfang an war, dass zu mir Leute kommen, die wirklich an sich arbeiten wollen und was in ihrem Leben verändern wollen. Deswegen kann ich dir diese Frage nicht beantworten. Ja natürlich. Jeder von uns oder jede Person, die kommt oder sogar ich, hat irgendwo Stolpersteine, oder Blockaden. Es ist wie Zwiebelschichten. Es braucht Zeit, bis wir in die Mitte kommen, aber wir kommen dorthin.

Zu wem kannst du als Medium jetzt Kontakt aufnehmen?

Zu niemanden. Das ist ein anderer Weg, den ich eingeschlagen habe als andere Medien oder Kartenleger oder was auch immer. Es gibt keine Wesenheiten für mich. Meine Wahrnehmung von Spiritualität ist sowieso eine andere als die Esoterikwelt sie kennt. Der einzige Kontakt, den ich aufnehme, ist zu dem höheren Selbst, der Person, die mir gegenübersitzt. Und für mich ist das höhere Selbst unsere direkte Verbindung zur Schöpfung. Das ist alles. Ich habe sonst nichts.

Auf deiner Website steht, dass du zu Engeln bzw Erzengel …

Habe ich damit gearbeitet, ja! Gott sei Dank, ich habe das am Anfang gesagt, als ich noch meinen Weg gesucht habe. Damals habe ich auch damit gearbeitet. Schlussendlich habe ich es aber abgelehnt. Sehr schnell sogar.

Warum?

Weil da die Veränderung in meine spirituelle Wahrnehmung gekommen ist. Ich bin trotzdem sehr dankbar für diesen Weg. Also es war für mich ziemlich wichtig zu wissen, was das alles bedeutet. Und danach hat sich bei mir sehr viel verändert. Es hat alles begonnen, mit einem Artikel, den ich gelesen habe. Es ging darum, warum ich kein Lichtarbeiter bin. Und da hat es bei mir Klick gemacht. Verständnis für etwas, was die ganzen Engel, Erzengel und so weiter mit uns machen. Sie machen uns abhängig von irgendwas von außen. Wir brauchen einen Engel, der uns heilt, einen Engel, der uns schützt. Wir brauchen einen Engel, der für uns irgendetwas macht. Okay, gut. Aber was ist der Preis, den ich dafür zahle, damit diese Engel das für mich macht? Was die Erzengel, Engel oder was auch immer, machen, sie ziehen unsere Energie ab. Wir haben in unseren Leben nur bestimmt viel Energie und ich möchte diese Energie für mich behalten und niemand anderes geben. Und deswegen arbeite ich nicht mehr damit.

Kannst du auch Kontakt zu verstorbenen Personen aufnehmen?

Kann ich, mache ich nicht.

Warum nicht?

Verstorbene haben keinen Respekt zu Grenzen. Also wenn sie Kontakt aufnehmen wollen, dann sind sie einfach da und zwingen dich dazu. Ich habe es erfahren, deswegen weiß ich, was das bedeutet. Ebenfalls bei Verstorbenen, wenn die Seele nicht mehr mit dem Körper verbunden ist, hat sie einen bestimmten Weg zu gehen. Und jedes Mal, wenn ich mit denen Kontakt aufnehmen, hole ich sie von diesem Weg und ich lasse sie deren Weg nicht gehen. Und gegen so ein Vorgehen bin ich hundertprozentig. Und deshalb mache ich es nicht. Aber es gibt Leute, die es machen. Ich habe sogar die Telefonnummer von einer Frau in der Steiermark, die das tut und wenn mich Leute deshalb kontaktieren, gebe ich ihnen die Nummer und sie sollen machen, was sie wollen. Ich mache das nicht.

Das heißt, du kannst es eigentlich alles abschalten, aber bei Verstorbenen, da ist es dir dann …

Nein, nein, es ist einfach. Stell dir vor jemand will in deine Wohnung und du sagst: „Nein“ und dieser jemand kommt trotz verschlossener Tür rein. Und so sind die Verstorbenen. Sie zeigen keinen Respekt zu den Grenzen, die man ihnen setzt. Zumindest bei mir hatten sie das nicht. Und ich bin eine, die sehr, sehr viel mit Respekt arbeitet. Respekt ist mir extrem wichtig und es ist schwer mit Wesenheiten zu arbeiten, die das nicht haben.

Es gibt bestimmt auch einige Leute, die da eher skeptisch gegenüberstehen.

Ich liebe diese Leute und ich mag solche Leute. Das ist genau das, was ich brauche. Ich brauche skeptische Leute. Ich will nicht, dass die Menschen blind überall hineingehen und an alles glauben.

Eine Frage, die vielleicht jetzt ein bisschen provokant ist, aber kann es sein, dass du dir das alles nur einbildest?

Natürlich kann das sein, aber das ist meine Wahrnehmung. Und ich vertraue meiner Wahrnehmung. Genauso wie ich weiß, dass meine Hand nass ist, nachdem ich sie ins Wasser gehalten habe. Das ist meine Wahrnehmung und wenn ich mir das einbilde, dann bilde ich mir tolle Sachen ein und ich bin happy damit.

Wurde dein Beruf auch schon mal nicht ernst genommen oder sonst ins Lächerliche gezogen?

Natürlich. Aber ich verstehe auch warum. Wenn Leute zu mir kommen und sie erzählen mir, dass sie bei einer Kartenlegerin waren und sie hat versprochen, dass dieser Mann sie heiraten würde und es passiert nicht, dann es wundert mich nicht, dass es ins Lächerliche gezogen wird. Erst recht nicht, wenn ich dann sehe, dass der Mann mit einer anderen verheiratet ist und sie war nur eine Affäre und es ihm scheißegal. Und dann sage ich solchen Leuten, dass sie die Kartenlegerin anrufen sollen und dass sie ihr Versprechen einhalten soll. Also seriös ist das nicht. Es ist schade, weil ich davon ausgehe, dass außer mir noch andere wirklich gut arbeiten, aber das wird durch solche Leute dann eben zerstört.

Kann man das irgendwie beweisen? Ich könnte mir vorstellen, dass manche Skeptiker einen Beweis haben wollen. Hast du es da eine Möglichkeit?

Die eine Möglichkeit, es zu beweisen ist, Leute, die ich nicht kenne, die noch nie bei mir waren, die ersten paar Minuten nicht reden zu lassen. Ich bin diejenige, die die Sitzung anfängt. Und dann sage ich Ihnen Sachen, die nicht an eine Frage geknüpft waren oder sowas. Dann wissen sie, dass ich über sie oder über eine Person rede oder über genau das, was denjenigen gerade beschäftigt. Das ist mein Beweis. Ich habe keine andere Möglichkeit.

Gab es einen Moment, wo du selbst emotional wurdest?

Nein. Ich weiß nicht, wie ich das schaffe, weil ich ein extrem emotionaler Mensch bin. Ich weine bei Filmen, bei Bücher, bei Geschichten, da weine ich die ganze Zeit. Jede Kleinigkeit kann mich triggern, nur bei den Sitzungen da weine ich nicht.

Vielen Dank für das Interview